100 Jahre Pfarrei Thundorf Fahnenweihe der Krieger- und Soldatenkameradschaft Thundorf-Straß
Vor zwei Jahren konnte die Pfarrei Thundorf das 100jährige zur Einweihung ihrer Kirche St. Martin feiern. Nun zwei Jahre später ist auch die Pfarrei Thundorf eigenständig 100 Jahre alt geworden.
Dies war Grund genug einen festlichen Gottesdienst und anschließend das Pfarrfest zu feiern. Haben wir es doch unseren Vorfahren zu verdanken, daß sie dieses Ziel mit ihrem unbedingten Willen, unermüdlichen Fleiß und ausdauernd angestrebt haben.
In seiner Predigt ging Pfarrer Bien auf diese Zeit vor 100 Jahren ein: Während des 19. Jahrhunderts blieb die Gemeinde Straß trotz politischer Eigenständigkeit eine Filiation der Pfarrei Ainring. Das mag auch am damaligen Priestermangel in der Erzdiözese München-Freising gelegen haben, so daß viele Gemeinden nicht mit Seelsorgern besetzt werden konnten. Vermutlich war dies auch einer der Gründe damals auch die Gemeinde Straß im Pfarrbezirk Ainring zu belassen.
Im ausgehenden 19. Jahrhundert bemühte sich die Gemeinde Straß immer wieder um die kirchliche Selbständigkeit. Doch die Lösung von der Mutterpfarrei Ainring gestaltete sich schwierig und erstreckte sich über einen langen Zeitraum. Schon im Beschluss vom 1.5.1864 zeigte die Gemeinde ihre Entschlossenheit, sich allmählich von der Mutterpfarrei zu lösen. Unter dem Vorsitz von Kooperator Johann Fing wurde am 16. Mai 1888 der Kirchenbauverein Sankt Martin in Thundorf gegründet, mit dem Bestreben, die Sanierung bzw. den Neubau einer Kirche in Thundorf in Angriff zu nehmen und gleichzeitig auch die Loslösung von der Mutterpfarrei einzuleiten. (Kooperator Fing wurde später für rastloses Wirken in der Filialkirche Thundorf die Ehrenbürgerwürde verliehen).
Am 08. Dezember 1912 wurde der Antrag auf Gründung einer Expositur gestellt. Der Kirchenbauverein Sankt Martin in Thundorf hatte seit 30 Jahren ein Vermögen vom 78000 Mark (hiervon 13000 M Staatszuschuß) angesammelt. Es bestand darum die Aussicht, daß sich die Gemeinde nicht nur die Kirchenerweiterung, sondern auch an die Errichtung einer eigenen Expositur in Thundorf nach Verlauf einiger Jahre denken kann.
Der Ausbruch des 1. Weltkrieges unterbrach die weiteren Bemühungen um Kirchenbau und Eigenständigkeit der Pfarrei.
Im Beschlußbuch der Gemeinde Straß vom 20.07.1920 ist die Eingabe an das Ordninariat München festgehalten zur Förderung des Kirchenbaus, spätere Errichtung einer Expositur bzw. Pfarrei und Trennung von der Gesamtkirchenverwaltung Ainring. Am 18.01.1921 folgte Beschluß der Gemeinde Straß über die sofortige Errichtung einer Expositur, um später dann zur Pfarrei erhoben zu werden. Einen Tag später wurde Antrag auf Errichtung einer Expositur gestellt. Und wieder einen Tag später am 20.01.1921 wurde der Beschluß zur Gründung einer eigenen Pfarrei gestellt. Der Fuchsenbauer stellte für den Seelsorger eine Wohnung zur Verfügung.
Die Genehmigung für einen Kirchenbau ließ trotz intensiver Bemühungen auf sich warten. So wurde am 02.03.1921 mit dem Abriss der alten Kirche begonnen. Als Kooperator Spießl am 01.04.1921 die Expositur übernahm stand von der alten Kirche nur noch der Turm. In nur acht Monaten wurde die neue Kirche gebaut, so daß diese am 30.10.1921 eingeweiht werden konnte.
Eine Bedingung, um eine eigenständige Pfarrei werden zu können, war auch der Bau eines Pfarrhofes. Dies wurde 1922 in Angriff genommen. Kirchenbau und Pfarreigründung eilten auch wegen der enormen Geldentwertung. Einem Zeitungsbericht war zu entnehmen: „ Im Jahr 1923 nahm die Geldentwertung lawinenartig zu. Ein Pfund Schwarzbrot kostet 280 Mark, ein Zentner Roggenmehl 30 000 Mark, ein Pfund Fleisch 1400-2000 Mark.“
Am 03.02.1922 und 10.03.1923 wurde die Pfarreigründung nochmals abgelehnt. Am 21.01.1923 erteilte das Ordinariat unter Auflagen dann die Gründung einer Pfarrei bis dann am 10.05.1923 die Genehmigung erteilt wurde.
In diesen 100 Jahren konnte Thundorf immer mit einem Seelsorger versorgt werden und so hatten wir bisher immer die Möglichkeit in der „eigenen Kirche“ zu beten und Gottesdienst zu feiern.
Pfarrer Bien erinnerte an die Worte Jesu: „Kommt alle zu mir, die ihr mühselig und beladen seid, ich will euch erquicken, denn mein Joch ist sanft und meine Last ist leicht.“ Und diese Wort hören wir ja überwiegend in der Kirche.
Die Krieger- und Soldatenkameradschaft Thundorf-Straß hat ihre Vereinsfahne restaurieren lassen. Dies war dringend notwendig, denn die Fahne wurde 1980 zum 75jährigen Gründungsfest angeschafft.
Im Anschluß an die Messfeier wurde die Vereinsfahne von Pfarrer Bien geweiht und danach gings zur gemeinsamen Stärkung zum Pfarrfest. Der Pfarrgemeinderat hatte für Speisen und Getränke gesorgt und für die Kinder waren Spiele, Hüpfburg u.a. bereit. Für die musikalische Unterhaltung sorgte die Musikkapelle und die Trachtenkinder zeigten ihr Können. Einem gelungenen Tag stand nichts mehr im Wege.
(Agnes Enzinger)