Ökumenischer Weltgebetstag in der Auferstehungskirche
Einführung in den Abend
Pünktlich um 19 Uhr begrüßte Silvia Jarosch, auch im Namen all der anderen Frauen, welche die Andacht mit vorbereitet hatten, die Teilnehmer zum Weltgebetstag. „Vanuatu, die Inselgruppe im Südpazifik steht heute im Mittelpunkt und mit der Frage: Worauf bauen wir? Die Bewohner und Bewohnerinnen mussten sich diese Frage ganz real und schmerzlich stellen: Zweimal fegte ein Hurrikan über die Inselgruppe und die Menschen dort, verloren ihr Hab und Gut, ihre Lebensgrundlagen, geliebte Menschen“ erläuterte die Sprecherin. Weiters informierte sie, dass die biblische Botschaft des Weltgebetstages „Die Zukunft mutig gestalten“ laute. Die Frauen in Vanuatu vertrauen, dass sie alle Stürme, alle Ungewissheiten und Krisen überstehen. Von dieser Resilienz (Widerstandskraft) könne man abschauen. Dieses Vertrauen wünschte Jarosch für den Abend und darüber hinaus.
Land und Leute
Réka Schausberger die stellvertretende Vorsitzende des katholischen Pfarrgemeinderates Feldkirchen stellte sich kurz vor und hielt danach in Wort und Bild einen Vortrag über das Beispielland des WGT. Sie meinte, vielen sei das Land Vanuatu unbekannt, das aus 83, davon 63 bewohnten Inseln besteht. Jedes Jahr gibt es dazu ein Motivbild von einer Künstlerin, diesmal von Juliette Pita. Die Vortragende erklärte das Geschaffene mit einer Frau, die sich im Wirbelsturm schützend über ihr Kind beugt und betet und ging noch auf weitere Details ein. Der Staat Vanuatu ist ein Südseeparadies, aber auch ein bedrohtes Land wie kein anderes. Es besteht aus 12.000 Quadratkilometer Land (etwa die Fläche von Oberösterreich) sowie 860.000 Quadratkilometer Meer. Die knapp 300.000 Einwohner sind melanesischer Abstammung.
Diese Inselgruppe liegt nördlich von Neuseeland auf Höhe Australien auf einem Feuerring und ist daher besonders von Vulkanausbrüchen, Erdbeben und Tsunamis gefährdet und das Klima ist tropisch. 83 Prozent der Bevölkerung sind Christen und der Glaube ist Teil der nationalen Identität. Ein Kirchenbesuch jeden Sonntag ist eine Selbstverständlichkeit. Mehr als 100 lokale Sprachen werden gesprochen, offizielle Hauptsprachen sind: Bislama, Französisch und Englisch. Erste Kontakte mit Europäern gab es im Jahr 1606 und 1980 erreichte Vanuatu seine Unabhängigkeit von der französisch-britischen Kolonialherrschaft. Im Land herrscht rigoroses Plastikverbot. Steigende Wassertemperaturen gefährden Fische und Korallen und durch deren Absterben treffen die Wellen mit voller Wucht auf die Inseln und tragen sie Stück für Stück ab. Auch das veränderte Regenmuster lässt Früchte nicht mehr so wachsen, wie früher. Weitere Probleme sind auch der steigende Meeresspiegel und die stärker werdenden tropischen Wirbelstürme. Wirtschaftlich trägt der Tourismus mit 40 Prozent zum Bruttoinlandsprodukt (BIP) bei. Weiters steuern Fischerei, Anbau von Obst und Gemüse sowie Rinderzucht zum BIP bei. Vanuatu gilt auch als Steueroase. Das Essen wird im Freien zubereitet, etwa das Nationalgericht Lap mit verschiedene Zutaten. Eine Besonderheit stellt die Sandmalerei dar, mit dieser Technik kommunizieren Menschen, die unterschiedliche Sprachen sprechen. Diese Strandbotschaften sind seit 2007 Teile des UNESCO Weltkulturerbe.
Kein Paradies für Frauen
Es herrscht eine traditionelle Rollenverteilung von Mann und Frau. Das weibliche Geschlecht kümmert sich um das Essen, Kinder und die Pflege der Senioren. Auf den Märkten verkaufen sie Gemüse, Obst, gekochtes Essen und einfache Näharbeiten. In den Städten sind sie vor allem in der Erwerbsarbeit tätig und verfügen so über ein Einkommen. Wichtige Entscheidungen für die Dorfgemeinschaft treffen Männer und Frauen müssen sich den Männern auf familiärer, kultureller und religiöser Ebene meistens unterordnen. Verstoßen die Frauen gegen die „Regeln“, drohen ihnen Schläge. Eine Frauenrechtsaktivistin bezeichnet anonym Vanuatu als das „Schlimmste Land der Welt“ für Frauen.
Worauf bauen wir?
Der Wirbelsturm „Pam“ zerstörte 2015 das Land und verursachte einen Schaden von 600 Millionen Dollar. Das waren zwei Drittel des BIP. Trotz dieser Katastrophe haben die Menschen immer ein Lächeln auf den Lippen und sie sagen, dass die Natur ihnen alles schenke, was sie zum Leben brauchen. Die Frauen dort sagen: „Danke für die fruchtbaren Böden, die frische Luft, die saubere Umwelt, für den Sonnenschein, das blauer Meer und für das stille, ruhige Wasser der Vanuatu-Inseln“. Nach dem Vortag zollten die Teilnehmer Réka Schausberger spontan Applaus. „Seid willkommen“ war das erste Lied gesungen von den Eheleuten Beate und Markus Scheidig sowie Nelly Feer, instrumental begleitet von Svetlana Flat (Flügel), Lily Krämer (Querflöte) und Mia-Sophie Breuer (Rassel). Auf den Stühlen lagen die Hefte zum WGT aus. Von Mitgliedern der evangelisch-lutherischen Kirchengemeinde wurden die Texte von verschiedenen Frauen vorgelesen. Hauptsprecherin Evelyn Hubrich eröffnete diesen Reigen und sagte unter anderem: „Jede Insel und jedes Dorf hatte früher ein eigenes Oberhaupt und eine eigene Regierungsform, eigene Götter und eine eigene Sprache. Die Häuser waren aus Baumstämmen erbaut, die mit Steinäxten gefällt wurden, und mit Palmblättern gedeckt. Frauen und Männer trafen sich im Farea, dem Dorfversammlungshaus, um wichtige Themen zu besprechen.“
Es wurde in der Abendstunde ein Psalm gesprochen, dazu antworteten alle und es folgte ein Dankgebet und Liedruf. Stimmen von Frauen aus Vanuatu wurden vorgetragen und so war unter anderem Jacklynda zitiert. Diese wohnte in einem kleinen Dorf und träume als junges Mädchen im Tourismus zu arbeiten. Sie ging nach Port Vila, um sich eine Stelle im Gastgewerbe zu suchen. Sie hat kein Ausbildung hat vor Ort keine Familie und lebte am Rande der Stadt, da sie kein Geld für eine ordentliche Unterkunft und richtiges Essen hat. Ins Dorf konnte sie auch nicht zurückkehren. Sie betet , dass die ländlichen Gebiete von Vanuatu mehr Beachtung finden, damit die Jugendlichen in ihren Dörfern die Möglichkeiten finden, die sie suchen. „Ich vertraue darauf, dass Gott das Nötige schenken wird, damit junge Menschen sich entwickeln und zum Aufbau von Vanuatu beitragen können.“ Aus dem Matthäus-Evangelium hörten die Teilnehmer einen Bibeltext und es folgen Lied und Gabengebet. Alle beteten noch das Vaterunser.
Den Sendungsworten folgte das Lied „Der Tag ist um“. Auf die Kollekte wies Silvia Jarosch hin und dazu war am Ausgang ein Körbchen aufgestellt.
Andreas Pils