Totengedenken
An Allerheiligen denken wir an unsere Vorfahren, was sie erlebt, was sie uns hinterlassen haben. Sie haben den Wahnsinn des Krieges mitgemacht,
und man muss leider sagen, dass unser Volk in diesem Wahnsinn nicht nur Opfer, sondern auch Täter war. Nach dem Krieg haben sie unermüdlich unser Land wieder aufgebaut und sie haben es schöner, reicher wieder aufgebaut als es vorher war. So blicken wir insgesamt mit Dankbarkeit auf sie, auf das was sie für uns getan, auf das, was sie uns hinterlassen haben.
In einigen Jahren werden wir selbst im Grab liegen, unsere Nachkommen werden an uns denken, an das, was wir ihnen hinterlassen haben. Wie werden sie auf uns schauen?
Eine durchaus realistische Möglichkeit ist, dass sie ein recht armseliges Leben in einer von ständigen Katastrophen heimgesuchten Welt führen werden und an uns denken werden als an die Generation, die die Chance gehabt hätte, die Erderwärmung noch zu begrenzen, die Klimakatastrophe abzuwenden, diese Chance aber nicht ergriffen haben, weil es uns wichtiger war, unser luxuriöses Leben weiterzuführen, als ihnen einen lebenswerten Planeten zu hinterlassen.
Wenn wir nur auf die Einschränkungen schauen, die es für uns bedeuten würde, so zu leben, dass wir die Erde nicht überlasten, dann werden wir immer genug Gründe finden unser Verhalten nicht zu ändern: Weil das Wenige, das wir tun können, kaum eine Rolle spielt, weil erst mal die anderen anfangen sollen usw.
Wenn wir darauf schauen, was für eine Erde wir unseren Nachkommen hinterlassen wollen, wenn wir lernen wollen, so zu leben, dass auch unsere Nachkommen einmal mit Dankbarkeit an uns denken können, dann kann es uns helfen, auf unsere Vorfahren zu schauen, die im Ganzen sehr viel genügsamer gelebt haben als wir heute, die die Erde nicht so überlastet haben, wie wir es tun, deren Leben deshalb nicht weniger ausgefüllt und wertvoll waren als unsere.
In J.R.R. Tolkiens Roman „Der Herr der Ringe“ kommt die Gestalt des Königs Theoden vor, der aus einem mächtigen Herrschergeschlecht stammt. Doch er hat das Reich verkommen lassen, überlässt die Regierung einem schlechten Berater, ist selbst ein armseliger Tattergreis. Dann aber rafft er sich noch einmal auf, nimmt das Heft in die Hand, tut, was getan werden muss und vollbringt tapfere Taten. Bei seinem Tod sagt er: „Ich gehe zu meinen Vätern. Und selbst in ihrer berühmten Runde werde ich mich nun nicht zu schämen brauchen.“ (Im Original: I go to my fathers. And even in their mighty company I shall not now be ashamed.)
Mögen wir das auch einmal von uns sagen können!