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Fasten hilft, das Richtige tun

Die Fastenzeit ruft uns auf zu Mäßigung und Verzicht. Das hilft uns, das Richtige zu tun. Ich will dies an einem historischen Beispiel erläutern: dem Disput von Valladolid 1550/51. Es ging dabei um die Behandlung der Indio-Sklaven in den spanischen Kolonien. Der Dominikaner Bartolomé de Las Casas forderte die Freilassung der Sklaven. Er schilderte das namenlose Leid, das er selbst erlebt hatte: Ganze Völker wurden weitgehend ausgerottet. Doch er konnte sich nicht durchsetzen: Die Misshandlung der Indianer durch die spanischen Eroberer wurde nicht gestoppt.

In der Rückschau wird man sagen: Es wäre richtig und zumutbar gewesen, die Menschen nicht weiter zu versklaven und misshandeln. Doch dies hätte enorme wirtschaftliche Einbußen bedeutet, da die Zuckerrohrplantagen nur mit Sklavenarbeit gewinnbringend betrieben werden konnten, und zu diesem Wohlstandsverlust waren die Spanier nicht bereit. Obwohl sie so fromm waren, hat ihre Frömmigkeit ihnen nicht geholfen, das Richtige zu tun.

Jesus sagt: „Ihr könnt nicht Gott dienen und zugleich dem Mammon.“ (Mt 6,24). Wenn man davon ausgeht, dass Gott dienen (unter anderem) bedeutet, das Richtige zu tun, könnte man auch sagen: „Ihr werdet es nicht hinbekommen, das Richtige zu tun, wenn ihr an eurem Wohlstand klebt.“

Hier sieht man den Sinn von Fasten und Verzicht: Wer bereit ist, auf die Annehmlichkeiten des Reichtums zu verzichten, ist auch eher bereit, seine Prioritäten richtig zu setzen: Nächstenliebe, das Richtige tun, ist wichtiger als Profit.

Das hat damals der Staat als Ganzes nicht hinbekommen, höchstens einzelne, etwa Las Casas selbst: Er war Plantagenbesitzer und damit Sklavenhalter. Er hörte die Predigten der Dominikaner-Missionare. Diese waren als Bettelmönche weniger dem Reichtum verhaftet und somit eher bereit, das Richtige zu tun: Sie setzten sich für die Rechte der Indios ein und verweigerten jedem Sklavenhalter die Absolution. Las Casas nahm sich das zu Herzen. Er wurde selbst Dominikaner und Vorkämpfer für die Rechte der Sklaven.

Kommen wir nun in unsere Zeit zurück. Da muss man leider sagen, dass auch unser Wohlstand zum guten Teil auf Kosten anderer geht. Symptomatisch dafür ist das Lieferkettengesetz: Es soll ja genau verhindern, dass wir Waren aus armen Ländern billig beziehen, die deshalb so billig sind, weil sie dort unter menschenunwürdigen, sklavenähnlichen Umständen gewonnen wurden. Schon das deutsche Lieferkettengesetz wurde ziemlich weichgespült, um der Wirtschaft nicht zu schaden und nun blockiert Deutschland auch noch das EU-Lieferkettengesetz. Natürlich sagt niemand „Wir wollen Produkte aus Sklavenarbeit“, sondern „Wir wollen Wettbewerbsnachteile bzw. zu viel Bürokratie vermeiden“, aber man kann schon fragen, ob es uns wirklich wichtiger ist, nicht auf Kosten anderer zu leben, als günstig einkaufen zu können. Ein Fasten, etwa indem man bewusst auf Billigprodukte verzichtet und lieber fair einkauft, kann helfen, hier Klarheit zu gewinnen.

Der CO₂-Fußabdruck ist ein weiteres Beispiel von „Wohlstand auf Kosten anderer“. Im Großen und Ganzen gilt: Je größer der Wohlstand, desto größer der CO₂-Fußabdruck. Wir Deutschen verursachen zwar nur 2% der weltweiten CO₂-Emissionen, aber wir stellen auch nur 1% der Weltbevölkerung, d.h. unsere Pro-Kopf-Emissionen sind doppelt so hoch wie im weltweiten Durchschnitt – auf Kosten derer, die am meisten unter der Klimaerwärmung leiden: Nachfolgende Generationen und Menschen in armen südlichen Ländern. Viele Menschen in Deutschland sind inzwischen für die Energiewende, aber nur, wenn sie dafür auf nichts verzichten müssen. Als Beispiel möge eine Umfrage unter 10000 Flugreisenden dienen: „78% aller Flugreisenden wünschen sich klimafreundlicheres Fliegen, 73% wären bereit, dafür zu zahlen und am Ende entscheiden sich für ein Kompensationsangebot … gerade einmal 1%.“

„Ihr könnt nicht Gott dienen und zugleich dem Mammon“, sagt uns Jesus, ihr werdet es nicht hinbekommen, das Richtige zu tun, wenn ihr nicht bereit seid, auch mal zu verzichten.

Dazu kann uns die Fastenzeit helfen: Auf manches verzichten, um die Bereitschaft zu stärken, das Richtige zu tun und nicht auf Kosten anderer zu leben.