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Renovierung der Marienkirche

Restaurator Stefan Enzinger informierte - Anliegen: Blumenschmuck reduzieren

Der Geschäftsführer der „Werkstätten für Denkmalpflege“ Stefan Enzinger zeigte beim Neujahrsempfang eine fotografische Leinwand-Präsentation über den Verlauf der verschiedenen Stufen der Renovierung an Mauerwerk und Figuren. Begonnen habe die Arbeit von ihm und seinen Mitarbeitern im Jahr 2001 mit einer Befunduntersuchung der Raumschale, also dem Chor und dem Schiff. Der jetzige Kirchenbau stammt aus den Jahren 1516 bis 1521, ein Vorgängerbau existierte schon 100 Jahre früher. „1640 war eine sehr große Umbaumaßnahme, es wurden Rippen abgeschlagen und der Barock hielt Einzug, es war alles weiß, es gab den Hochaltar und keine Seitenaltäre. Eine zweite Fassung um 1700, in dieser Zeit bleibt alles weiß, die abgeschlagenen Rippen werden ocker nachgemalt“, erläuterte der Restaurator. Sehr bunt wurde es um 1800 als die Überputzung mit vielen Farben erfolgte. Alles wurde 80 Jahre später in Grau ausgestrichen und 1956 war dann die letzte Renovierung in verschiedenen Grautönen.

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Anhand des Befundes wollten die Behörden aus München eine Regotisierung und es war die Vorgabe zu rekonstruieren. Es wurden Pigmente in Weiß und Ocker entnommen. Die einzelnen Farbschichten wurden dann im Labor untersucht. Die benötigten Originalmaterialien mussten verwendet werden, so stammt der Lehm aus einer Grube nahe Amberg in der Oberpfalz. Im Kirchenschiff wurden lose Farbschichten abgenommen, Risse geöffnet, verpresst und zugeputzt. Auch der Putz wurde untersucht und die Komponenten von früher verwendet, zum Beispiel Sumpfkalk und Sand aus der Gegend.

Detailaufnahmen von der Decke zeigten, wie übersät diese mit Rissen war. Vier Monate dauerte das Abschaben und Entfernen der Schichten. Kalkstein aus Golling sorgte für mehr Transparenz, als jener vom Hochstaufen. „Bei der Bemusterung der Säulenfassung wurde der Farbton der angemalten Rippen nach unten gezogen, doch das Bayerische Landesamt für Denkmalpflege hat dies abgelehnt“, informierte Enzinger. Am Ansatz der Säulen höre jetzt die Bemalung der Rippen auf. Die Ausstattung des Hochaltares ist mit dem Jahr 1640 festgelegt worden. Ein Vorgängeraltar wurde vernichtet, jedoch seien noch einige gotische Sachen erhalten.

Der Hochaltar besteht aus Fichte und Tanne mit Eichenfurnier. Dieser wurde 1706 umgestrichen und die Füllungen, wo Ornamente durchblitzen zeigten sich in Blau. Um 1800 wurde der Altar etwas aufgehellt und das Eichenfurnier überstrichen, 1878 besann man sich auf die Erstfassung und es wurde wieder überstrichen und die Säulen marmoriert. Das heutige Erscheinungsbild stammt aus jener Zeit. Die Seitenaltäre kamen 1706 und 1709, die Kanzel um 1725 in das Gotteshaus. Von 1878 bis 1880 erfolgte die Renovierung der beiden Altäre.

Bilder, Vergleichansichten und Erklärungen gab es zum Gnadenbild. Dort gab es früher ein kleines Baldachin. Anhand von Detailfotos konnte man erkennen, wie stark die Oberfläche verschmutzt war. Durch Kerzen entstand Ruß, auch Staub, Spinnweben und die Heizung hatten eine negative Einwirkung. Enzinger erläuterte weiter, dass bei einem Weinrebenblatt eine bestimmte Glasschmelze für eine blaue Farbe hergenommen wurde und diese früher geglitzert habe. Weiter wurden Rekonstruktionsskizzen, Reinigungsmuster und die Transportsicherung mit Japanpapier beim „Chorwand-Kruzifux“ den Betrachtern per Lichtbild vorgeführt.

Allgemein gelte es oft mit erheblichem Totalverlust in der Kirche zu kämpfen. Bei der Restauration seien Knochen- und Hautleim für die Grundierung verwendet worden. Kritisch merkte er an, dass bei der Renovierung 1956 verkehrtes Material verwendet wurde, dadurch kam es zu Verfärbungen, Fehlstellen mussten gekittet und grundiert werden. „Feuchtigkeit im Chorraum schadet mehr als die Verschmutzung“ resümierte der Restaurator, dem die Reduzierung des Blumen- und Pflanzenschmuckes deshalb ein großes Anliegen ist.

„Die Luft war wie in Gewächshäusern“, so der frühere Eindruck von ihm. Blumenschmuck sei zwar wunderschön, habe aber auf dem Altar nichts zu suchen. Mit einem Lichtbild wurde ein Verdunstungsschema eines Pflanzenblattes gezeigt. „Ein Blatt hat unten immer eine Tropfenbildung. Wachs, Terpentine, Salzkristalle und Stärke sind ein wunderbares Futter für Holzwürmer“, betonte Enzinger. Leim sei ein Bindemittel, da Blumen ständig Wasser abgeben, löse sich der Leim. Dies führe zu Totalverlust und ganze Holzteile fehlen. Er appellierte nur beschränkt Blumenschmuck aufzustellen, und diesen weit weg von Altären und Figuren.

Wenn Birken in das Kirchenschiff gestellt werden, ist dies auch sehr bedenklich, denn eine Birke gibt pro Tag 14 Liter Wasser ab. Wie geht’s weiter? Zu dieser Frage erläuterte der Fachmann von den Werkstätten für Denkmalpflege, dass momentan eine Musterachse am Hochaltar angelegt werde. Dem Kunstreferat und dem Bayerischen Landesamt für Denkmalpflege werde diese vorgestellt und besprochen, danach müssen die Kosten ermittelt werden, so die Vorschau auf den 2. Bauabschnitt. Unser Pfarrer, Dekan Geistlicher Rat Anton Parzinger bedankte sich bei Stefan Enzinger für dessen Ausführungen: „Das war der wichtigste Punkt damit wir uns auskennen und wissen, was noch bevorsteht.“

Andreas Pils