Renovieren mit Bier
Georg Mrozek greift an seinem Arbeitsplatz regelmäßig zur Bierflasche.
Den Gerstensaft verteilt er in kleinen Schlucken auf mehrere Becher, die Falsche immer in Griffweite. „Ich trinke kein Bier, schon gar nicht bei der Arbeit“, erklärt er, während er die Qualität der heimischen Braukunst lobt. Außerdem ist es an seinem Arbeitsplatz angenehm kühl und eine Erfrischung nur selten notwendig. Der Kunstrestaurator und Kirchenmaler renoviert derzeit die Farbfassung des südlichen Seitenaltars in der Feldkirchener Pfarrkirche.
Einen Stock über Mrozek kümmert sich seine Kollegin Andrea Angerer-Murner um defekte Engelsflügel und Ornamente aus der Figurengruppe des Altars. Sie ersetzt Fehlstellen mit Pudergold und poliert die frische Fassung mit dem Halbedelstein Achat auf Hochglanz. Dabei tut sie nichts anderes als die Schöpfer der Kunstschätze, denn die Materialien und Techniken sind dieselben wie vor 300 Jahren. „Unser Beruf ist sehr traditionell, es wird viel mit Hausmitteln gearbeitet“, erklärt sie. Eier kommen ebenso zum Einsatz wie aus Pflanzenfasern gewonnene Zellulose.
Dieser Tradition folgt auch Georg Mrozek, der natürliche Farbpigmente mit jeweils einem Schuss Bier vermengt. „Bier ist das ideale Bindemittel und es ergibt ein wunderschönes Eichenholz“, erklärt er, während er etwas Farbe auf den neutralen Hintergrund des Altars aufträgt. Mit dem Finger zeichnet er erste Strukturen vor und vollendet das Werk mit dem „Schläger“, einem speziellen Pinsel. Das fertige „Eichenholz“ sieht täuschend echt aus.
„Die Kirche wirkt derzeit etwas leer. Immer wieder fragen uns Leute, wo all die Figuren sind“, schildert Kirchenpfleger Martin Reiter. Die wertvollen Stücke lagern nach der Restaurierung bei der Firma Enzinger. Bevor sie wieder an ihren ursprünglichen Platz zurückkehren, will die Pfarrei die Arbeiten an der Architektur abgewartet, um zusätzliche Kosten zu sparen. Die Arbeiten am südlichen Seitenaltar werden in wenigen Wochen abgeschlossen sein. Durch Zuschüsse des Kunstreferats der Erzdiözese München-Freising ist auch die Finanzierung der Restauration des Hochaltars nach Ostern 2006 gesichert. Für den nördlichen Seitenaltar werden noch Paten gesucht.
Zur Mittagspause stellt Georg Mrozek seine Bierflasche zur Seite und betrachtet zufrieden den Altar in „heller Eiche“. Ob er sich zur Brotzeit nicht selbst ein paar Schluck genehmigen möchte? „Ich trinke kein Bier, außerdem brauche ich es für die Eiche“, erwidert er.